Kapiert.de wird ein Essay zum Beispiel als „Gedanken-Experiment“ bezeichnet, was wir ganz passend finden. Dort findet man auch weitere interessante Details zur Entstehung und Geschichte der Textsorte des Essays.
Philosophen wollen die Welt verstehen und sind im häufigsten Fall davon überzeugt, dass man die Welt dadurch verbessern kann. Um etwas zu verbessern zu wollen, muss man natürlich erst einmal ein Problem sehen – und damit beginnt der erste Schritt zum Verfassen eines Essays. Man braucht eine sehr spezifische Problematik, die man genauer untersuchen kann. Um etwas abwägen zu können – also die Vor- und Nachteile zu erforschen und zu erläutern – braucht man also zunächst ein Problem, oder eine Fragestellung, oder eine These. Egal, um was es geht: wichtig ist, dass man sich als Verfasser auch wirklich für das Problem interessiert, denn man muss sich für einen guten Essay intensiv damit auseinandersetzen. Ein Essay schreiben zu lernen ist für jeden jungen Menschen eine hervorragende Übung, schließlich führen wir bei uns im Kopf ständig Gedanken-Experimente durch – und wer diese Gedanken klar ausdrücken, logisch zu Ende denken und dabei auch selbstkritisch sein kann, ist klar im Vorteil.
Kant, Heidegger, Lessing, Nietzsche, Schopenhauer – Deutschland hat sehr viele berühmte Philosophen hervorgebracht, deren Werke bis heute noch relevant sind und auch international gelesen und diskutiert werden. Ein Essay an sich kann über jedes beliebige Thema geschrieben werden, aber wahrscheinlich werden eben wegen der philosophiebeladenen Deutschen Geschichte oft Philosophie Essay Wettbewerbe (anstatt von einfach nur Essay Wettbewerbe) veranstaltet. Zudem kommt hinzu, dass wohl in jedem einzelnen von uns ein mehr oder weniger großer Philosoph steckt – jeder philosophiert manchmal, die meisten tun es sogar sehr gerne.
Und die Gedankenansätze der großen deutschen Philosophen sind eben auch einfach zeitlos spannend. So bezeichnete Nietzsche Religion als „Sklavenmoral“, Kant formulierte die Schwierigkeit, dass die menschliche Wahrnehmung sehr weit von der Realität entfernt sein kann, und Heidegger erkannte sogar schon früh den technischen Fortschritt als Potenziellen Feind der menschlichen Weltauffassung. Zu solchen Themen hat so gut wie jeder eine Meinung und wohl auch ein paar interessante eigene Gedanken.
Schüler zum Nachdenken anregen und sie im Idealfall dazu zu bringen, dadurch ihr eigenes Potenzial zu entdecken und zu entfalten – wenn möglich mit Begeisterung. Das sind im Prinzip die Grundmotive hinter dem Veranstalten von philosophischer Essay Wettbewerben. Und praktisch ist eben auch die Tatsache, dass ein Essay selten länger als 15 Seiten ist. Tatsächlich ist es Ziel der Sache, sich die Argumente möglichst kurz und klar auf den Punkt zu bringen. Ein Essay Wettbewerb ist also, wenn man es ganz streng nimmt, in den meisten Fällen nicht als Wettbewerb gedacht. Schließlich geht es nicht so sehr darum, wer besser ist, sondern eher darum, dass möglichst viele sich beteiligen und dadurch ein reger Ideenaustausch zustande kommt. Dementsprechend gibt es bei solchen Wettbewerben auch nicht wirklich einen Verlierer, denn jeder, der sich die Zeit nimmt, sich Gedanken macht und einen Essay verfasst, hat eigentlich schon gewonnen.